Von der Idee zur Wirklichkeit
Die Geschichte des Holztechnischen Museums
Mit der Gründung des privaten Holztechnikums im Jahre 1925 begann die Tradition Rosenheims als Ausbildungsstätte für Nachwuchskräfte der gesamten Holzindustrie und des Holzhandels.
In der Gegenwart wird diese Holzkompetenz in Rosenheim durch nachfolgende Bildungseinrichtungen sowie Institutionen der angewandten Holzforschung gewährleistet:
- Hochschule für angewandte Wissenschaften (Fachhochschule)
- Staatliche Fachschule für Holztechnik und Holzbetriebswirtschaft (Technikerschule)
- Lehrinstitut der Holzwirtschaft und Kunststofftechnik e.V. (LHK)
Um die Idee zu verwirklichen, in einer eigenen Einrichtung die Geschichte und die Tradition der Be- und Verarbeitung des Werkstoffes Holz in seiner ganzen Vielfalt zu bewahren und verständlich darzustellen, war die Gründung eines "Vereins Holztechnisches Museum“ erste Voraussetzung. Eine mehr als zwanzigjährige Vorgeschichte bekundet den starken Willen zur Verwirklichung des Projekts und die Überzeugung von der Notwendigkeit dieser historischen Aufgabe.
1965 konstituierte sich im Rahmen des 40-jährigen Jubiläums der damaligen Staatlichen Ingenieurschule für Holztechnik (Holztechnikum) ein Gründungsausschuss, dem u.a. Dr. Hempel, der damalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Holzforschung und Dr. Laue, der Sohn des Mitbegründers des Holztechnikums angehörten. Der festliche Gründungsakt des „Vereins Holztechnisches Museum Rosenheim e.V." fand jedoch erst am 10. November 1979 im Hugo-Laue-Saal der Fachhochschule statt. Die Gründung wurde vom Freistaat Bayern durch die Übernahme der Schirmherrschaft durch den damaligen Staatssekretär und späteren Staatsminister für Arbeit und Soziales Franz Neubauer MdL und von den Bayerischen Verbänden der Holzindustrie sowie den Innungen unterstützt. Der Unternehmer Kurt Reich aus Nürtingen (Firma Holz-Her) förderte mit einer bis heute wirkenden großzügigen Spende das Vorhaben.
Bei der Vereinsgründung wurde als Grundstock eine umfangreiche Sammlung an technischen Geräten, Werkzeugen, Maschinen, von Studenten der Fachschule gefertigten Modellen, Fachliteratur und technischen Zeichnungen eingebracht. Dieser Fundus war jedoch noch "heimatlos" und einstweilen provisorisch in Räumen der Fachhochschule und am LHK untergebracht.
Verwirklichung der Museumsidee
Nach der Vereinsgründung haben der Vorstandschaft zwei völlig unterschiedliche Aufgabenfelder im nebenberuflichen Einsatz alle Kräfte und Tugenden abgefordert.
Zunächst war die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten für das Museum vorrangige Aufgabe. Mit Unterstützung durch den damaligen Oberbürgermeister Dr. Michael Stöcker und Bezirksrat Johann Stöttner konnten für die Unterbringung des Museums im Oktober 1983 Räume mit einer Gesamtfläche von ca. 400 m² im Gebäude Ellmaierhaus, Max-Josefs-Platz 4, gesichert werden. Die umfangreichen Kosten der Restaurierung des denkmalgeschützten Gebäudes aus dem 16. Jahrhundert konnten von der Stadt Rosenheim durch die Aufnahme des Projekts in das Städtebauförderungsprogramm finanziert werden.
Nun musste von der Vorstandschaft ein tragfähiges Museumskonzept erstellt werden. Bei dieser äußerst arbeitsintensiven Aufgabe erhielt der Verein zeitweise durch eine ABM-Fachkraft und durch die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in München wertvolle fachliche Unterstützung und Beratung. Bei der Entwicklung der Raum- und der Feinplanung des Ausstellungskonzeptes gab es wegen unterschiedlicher Vorstellungen der Holz- und Museumsfachleute erheblichen Diskussionsbedarf. Ferner waren bei einem im späten Mittelalter entstandenen Gebäude hinsichtlich einer zeitgemäßen Nutzung mit den Vertretern des Denkmalschutzes Differenzen nichts Ungewöhnliches; sie konnten jedoch seitens des Vereins mit Geduld, Beharrlichkeit und überzeugenden Argumenten beigelegt werden.
Zweckverband als finanzieller Träger
Der Verein war weder personell noch finanziell in der Lage, selbstständig ein Museum zu betreiben, sodass bereits mit der Lösung der räumlichen Unterbringung auch die dauerhafte Finanzierung des Museums zur Klärung anstand.
Mit wirksamer Unterstützung durch die Stadt Rosenheim und Förderung durch Staatsminister Franz Neubauer und Bezirksrat Johann Stöttner schlossen sich im Oktober 1985 die beiden Träger des Museums, die Stadt Rosenheim und der Bezirk Oberbayern zu einem Zweckverband zusammen, um die Errichtung und dauerhafte Finanzierung des Holztechnischen Museums Rosenheims sicherzustellen und die laufenden Kosten für Miete, Sachmittel, Unterhalt und Personal zu übernehmen.
Nun konnte sich der Verein mit seiner fachlichen Kompetenz auf die ehrenamtliche Tätigkeit, wie wissenschaftliche Beratung und technische Unterstützung konzentrieren. Hauptaufgabe des Vereins bleibt neben der Beschaffung von Fachliteratur und Suche nach besonderen Exponaten sowie der Recherchen bezüglich der Weiterentwicklung der Technik der Holzbe- und verarbeitung, die Vorbereitung und Durchführung von periodisch stattfindenden Sonderausstellungen und Sonderveranstaltungen.
Das Holztechnische Museum ist zwischenzeitlich nicht nur bei Holzfachleuten weltweit beispielgebend für ähnliche Einrichtungen, sondern wird auch von der Bevölkerung voll angenommen. Als Lernort hat es vor allem durch die museumspädagogischen Angebote bei Schulklassen aller Altersstufen einen hohen Stellenwert.
Nach einer Niederschrift von Fritz Fonneguth, Vorstand von 1979 - 1982
überarbeitet von Helmut Hanika, Vorstand von 1992 - 1996